Beautiful little black & white buddha with lotus flower (white background studio)Ein Streit ist eine Bedürfnisverhandlungssitzung.
Und damit eine große Chance, mir klar zu werden, was ich möchte und welche Bedürfnisse mein Gegenüber hat.

Unterschiedliche Auffassungen sind natürlich und wichtig. Entscheide ich mich dafür, konstruktiv zu streiten, gewinne ich neue Perspektiven und zusätzliche Lösungsmöglichkeiten dazu.

Sprich, wenn Du wütend bist, und es wird die beste Rede, die Du ewig bereuen wirst.
(Ambrose Bierce)

Der alleinige Anspruch auf die Wahrheit, das Recht haben, bringt mir keinen Mehrwert in der Diskussion. Gewinnen oder gar den anderen bestrafen zu wollen sind Verhinderer von nachhaltigem Gesprächserfolg. Aber auch der unbedingte Wunsch, die Harmonie zu wahren, führt in eine kommunikative „Sackgasse“.

Gesprächserfolg ist das Ergebnis von Klarheit über die eigenen Ziele und Bedürfnisse sowie wertschätzender Orientierung am Gegenüber.
Was will ich? Was will ich für die anderen? Was will ich für die Beziehung?

Der Begriff „Auseinandersetzen“ verdeutlicht wie Konflikte häufig angegangen werden. Gerade wenn Kinder sich streiten, sollen diese am besten sofort damit aufhören. Räumliche Trennung ist dann oft eine Maßnahme, die erst einmal Distanz schafft, um sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden. Doch wenn sich darüber hinaus dann kein Austausch anschließt über die (nicht-) berücksichtigten Bedürfnisse der Beteiligten, wurde die Chance, die in jedem Streit liegt, nicht genutzt. Meistens geht es nur darum, einen Schuldigen zu finden. Kein Wunder, dass die Konfliktbereitschaft der Menschen häufig sehr gering ist („Harmoniezwang“) und / oder die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu führen, nicht gelernt wurde. Die Motivation „Bestrafen / gewinnen wollen“ ist dann oft das einzige Motiv des „Auseinandersetzens“.

Wie führe ich Konflikte konstruktiv?

Konflikte können dann konstruktiv genutzt werden, wenn sie eher den Charakter eines „Miteinandersetzens“ haben. Damit meine ich, die unterschiedlichen Bedürfnisse miteinander in Verbindung zu bringen. Weg vom klassischen „Recht haben“ hin zu einer Kultur des Zuhörens, ein ehrliches Interesse an den Beweggründen und Absichten des Gegenübers unter Beachtung der eigenen Ziele.

Der Buddha vereint die Gegensätze, Yin und Yang, zu einem Ganzen.

Streiten wie ein Buddha“ setzt die Bereitschaft voraus,

– die eigene Position durch weitere Perspektiven zu erweitern.
– eigene persönliche Verletzungen zu erkennen und nicht zum „Gift“ des Gesprächs zu machen.
– sich dabei zu beobachten, wie Wahrnehmung durch ständiges Interpretieren des Wahrgenommenen beeinflusst wird und diese Bewertungen nicht mit Wahrheit zu verwechseln.

Der Buddha in uns weiß, dass jeder gesprochene Satz eine Geschichte hat, die es sich lohnt, „zurückzuverfolgen“ anstatt „zurückzuschlagen“.

Jeder Satz hat eine Geschichte

Das Sprichwort „Wenn Wasser verschüttet ist, kann es nicht mehr aufgesammelt werden“ verdeutlicht, wie wichtig es ist, seine Worte, d.h. also Handlungen, bewusst zu wählen.

Statt verbal zurückzuschlagen oder mit Rückzug zu reagieren, hilft uns das „Zurückverfolgen“ der eigenen aber auch anderen Worte, die „Geschichte“ dahinter zu erkennen. Es beantwortet die Frage, welche Gedankengänge uns dazu gebracht haben, ein bestimmtes Gefühl zu erleben, aus welchem wir wiederum eine bestimmte Handlung ausführen. Vor dieser „Geschichte“ liegt der Bereich der (sinnlich konkreten) Wahrnehmung. Ein Raum ohne Bewertung, der ausschließlich enthält, was gerade ist, ohne Interpretation und Bewertung.

Übung: Jeder Satz hat eine Geschichte („Zurückverfolgen“)

1. Achte im Gespräch auf Dein Verhalten.
„Angriff“ oder „Rückzug“ bedeuten, dass Du von Deiner „Geschichte“ vereinnahmt und gesteuert bist.
2. Welche Gefühle veranlassen Dich zu diesem Verhalten?
3. Welche Geschichte / Interpretation löst diese Gefühle aus?
4. Welche sinnlich konkreten Hinweise nimmst Du für diese Geschichte / Interpretation wahr?

Leitfaden für Dein Konfliktgespräch

– Teile erst die Fakten und danach Deine Interpretation mit.
– Bitte auch Deinen Gegenüber um seine „Geschichte“
– Verliere nie Deine Motive aus den Augen: Was will ich für mich? Was will ich für die anderen? Was will ich für die Beziehung?
– Formuliere bewusst subjektiv. Statt „Fakt ist…“, besser: „Meiner Meinung nach…“
– Ermutige Dein Gegenüber zum Widerspruch:
„Welche Meinung hast Du dazu?“ „Habe ich etwas übersehen?“