In welchen Momenten bist Du richtig glücklich?

Vielen Menschen, denen ich diese Frage gestellt habe, beschreiben oft Situationen, in denen mal alles glatt läuft bzw. die Dinge ihren vorher geplanten Lauf nehmen.

Vielleicht kennst Du auch diese Momente, in denen einfach alles passt und sich rund anfühlt. Ein Zustand tiefer Verbundenheit mit der eigenen Person. Ein Augenblick, den Du gerne festhalten und nicht mehr loslassen würden, am liebsten für immer. Ein Leben einmal ohne Tiefschläge und Krisen.

Es ist völlig in Ordnung und verständlich, schöne Momente auszukosten. Dafür leben wir und danach streben wir. Doch Glück ist nicht nur ausschließlicher Genuss, ein Hochgefühl ohne Vorarbeit und eigene Geschichte. Der Kontrast bestimmt den Wert des Lebens und zwar in allem, was uns begegnet.

Glück findenGesundheit erscheint uns dann besonders wichtig, wenn wir oder uns nahestehende Menschen mit Krankheit konfrontiert worden sind. Die Bedeutung von Freundschaft ist uns vor allem dann besonders präsent, wenn wir eine Zeit lang auf uns alleine gestellt sind und gerne Austausch und Hilfe erfahren würden. Der Wunsch nach mehr Sinn im Leben kommt vor allem dann auf, wenn wir zu lange an eingefahrenen Mustern festgehalten haben, wenn wir unserem Leben nicht mehr „den eigenen Stempel aufgedrückt haben“, sondern uns haben mitreißen lassen ohne Gegenwehr und eigene Gestaltung. Die fernöstliche Welt beschreibt diesen Kontrast der Dinge als das Zusammenspiel von Yin und Yang.

Bekannter weise ist Leben das, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben. Und so gibt es dann doch jede Menge nicht perfekter Momente, in denen wir prinzipiell auch glücklich sein könnten, wenn nicht die lästigen Abweichungen von den eigenen Erwartungen so schwergewichtig wären für unser Wohlbefinden.

Das Streben nach Perfektion und somit auch nach perfekten Momenten ist allgegenwärtig.

Vielleicht ist die Kunst im Leben glücklich zu sein, einfach dabei nicht mitzumachen, sondern selbstbewusst zu der eigenen Unvollkommenheit und den eigenen nicht perfekten Augenblicken zu stehen. Das entlastet ungemein, denn von dem Punkt an brauchen wir kein Bild mehr von uns mühevoll aufrechterhalten, dass uns selbst nicht entspricht bzw. nicht zu realisieren ist.

Glück sollte nicht die Folge bestimmter Bedingungen sein, sondern unabhängig davon sein. Statt zu sagen: „Ich bin glücklich, wenn…..“, versuchen es doch mal mit: „Ich bin glücklich, obwohl……“

Entdecke den Mut zur Unvollkommenheit als Stärke und Glücksbringer.

Dazu folgende persische Geschichte:

Der Meister saß mit seinen Schülern zusammen. Da wurde ihm eine Frage gestellt: „Meister, warum hast du nie geheiratet?“

Der Meister überlegte kurz und antwortete: „An mir lag es nicht. Ich hatte mir vorgenommen, nur die perfekte Frau zu heiraten. Sie sollte schön, intelligent und lieb sein. So habe ich viele Jahre damit verbracht, eine solche Frau zu suchen.“

„Und hast du sie gefunden?“, wollte ein Schüler voreilig wissen.

„Ja, ich habe sie tatsächlich gefunden. Sie war perfekt und ich war so glücklich!“

„Und warum hast du sie dann nicht geheiratet?“

Der Meister seufzte: „Das wollte ich, doch sie suchte den perfekten Mann.“

(Verfasser unbekannt)

Selbstverantwortung bedeutet eigene Entscheidungen zu treffen, statt die Dinge einfach nur Geschehen zu lassen. Es bedeutet, selber zum Geschehen zu werden und den Grad der persönlichen Einflussnahme zu erhöhen, einen Wandel vom Opfer der Umstände zum Gestalter der Möglichkeiten zu vollziehen. Es gibt sicherlich Dinge, die wir nicht oder nicht sofort verändern können, doch wir können jederzeit unsere Einstellung zu ihnen ändern.

Interessanterweise ist das schon über 2000 Jahre bekannt, denn schon Epikur und seine Anhänger (341 v. Chr.) erkannten den Gewinn guter, konstruktiver Gedanken für das persönliche Glück.

In der heutigen Zeit erfahren die praktischen und einfachen Lehren des Epikur als Achtsamkeit, positive Psychologie, NLP (Neuroliguistisches Programmieren) oder in Form anderer Methoden wieder großen Platz in den Köpfen und Herzen der Menschen. Ratgeber für ein glückliches Leben finden sich regelmäßig in den Bestsellerlisten. Die Epikuräer haben sich allerdings niemals als Berater oder Glücksphilosophen verstanden, denn Glück ist eine sehr individuelle Angelegenheit und ein allgemeines Glückskonzept ist sicherlich ein Versprechen, was der Komplexität der Menschen nicht gerecht wird. Ohne die persönlichen Wertevorstellungen und das Weltbild eines Menschen genauer zu erfahren, kann ich auch nicht wissen, was Glück für mein Gegenüber bedeutet und ausmacht.

Wie könnte nun eine (vielleicht) neue Definition von Glück aussehen?

Glück könnte definiert werden, als einen selbstverantwortlichen und konstruktiven Umgang mit den Herausforderungen des Lebens.

Mit der Vorannahme, dass das Leben ständige Kontraste bietet, um uns den Wert einzelner Erfahrungen aufzuzeigen, können wir uns dafür entscheiden dankbar zu sein, auch für die Erlebnisse und Begegnungen, die uns im ersten Moment als reine Anstrengung erscheinen.

Dabei ist Dankbarkeit nicht mit einem Zustand der Erwartungslosigkeit gleichzusetzen. Im Gegenteil, wir können in allem, was uns widerfährt, die Möglichkeit zu wachsen erwarten und können auf diese Weise ein einflussreiches Dasein führen.

Schon Epikur mahnte, Freude nicht aufzuschieben, weil doch niemand Herr über den morgigen Tag sei. Mache es ihm gleich.

Nutze den heutigen Tag und den Beginn des Jahres, um Deine eigenen Erfolge zu feiern. Zelebriere, auf Deine liebste Art und Weise, was Du bisher schon alles erreicht hast. Stoße auf Dein Leben an. Schenke Dir oder Deinen Lieben ein wenig Zeit, um eine kleine Laudatio zu halten. Ziehe alle Register des ausschweifenden Feierns.

Auch wenn Du momentan vielleicht das Gefühl hast, in dem ein oder anderen Bereich ein wenig auf der Stelle zu treten. Auch wenn es momentan viele Hindernisse und große Herausforderungen gibt. Denke an alles, worauf Du zurecht stolz sein kannst. Wie oft standest Du schon vor einem großen Berg an Aufgaben und hast doch schließlich einen gangbaren Weg durch das scheinbar unpässliche Gelände gefunden?

Lasse all die großen und kleinen Momente wieder aufleben, in denen Du Dich richtig wohl gefühlt hast. Begegnungen und andere persönliche Erfahrungen. Dazu gehören vielleicht auch Erkenntnisse, die im ersten Moment schmerzvoll waren, welche es Dir aber ermöglicht haben, persönlich zu wachsen. Auch wenn die „Flatrate“ mittlerweile in fast allen Bereichen des Lebens Einzug erhalten hat, ist ein Dasein ohne große Ausschläge nach oben oder unten wohl nicht wirklich lebendig.

Glückliche Menschen haben die Fähigkeit, sich in Situationen hineinzusteigern, die ihnen gute Gefühle bereiten und bereit haben und nicht umgekehrt. Vielleicht kennst Du den Spruch: Aus der Vergangenheit lernen, in der Gegenwart leben und die Zukunft blicken.

Dinge loslassen bedeutet, beide Hände frei zu haben. Die Freiheit zu besitzen, sich in jedem Moment wieder auf das Leben einzulassen, dem Leben auf Augenhöhe mit Dankbarkeit zu begegnen und voller Überzeugung zu sagen: Ich bin richtig, so wie ich bin.

Also was gibt es bei Dir zu feiern?