Ein Modell beschreibt Dinge mit vereinfachten Mitteln. Sprache ist ein solches Modell. Sie komprimiert Erleben in Worte. Sie ordnet (selbst-) gemachten Erfahrungen Ausdrücke zu, um auf diese Weise, den Austausch mit anderen Menschen einfacher zu gestalten. Mit Sprache beschreiben wir also ein Modell der Welt und nicht die Welt selber. Ein jeder von uns hat eine unterschiedliche Bedeutung für die gleichen Worte. Auch wenn wir kulturell bedingt grundlegend ähnliche Definitionen für Dinge des täglichen Umgangs haben, so gibt es viele zentrale Wörter, wo sich unser Erleben erheblich von dem Erleben des anderen unterscheidet.
Wenn Du z.B. das Wort „Sicherheit“ hörst oder benutzt, verbindest Du damit selbst gemachte Erfahrungen und Erwartungen, die sich i.d.R. von denen unterscheiden, die Dein Gesprächspartner damit assoziiert. Während Sicherheit für Dich vielleicht das Erleben finanzieller Sorglosigkeit bedeutet, gibt ein anderer damit zu verstehen, ohne Sorge vor Luftbombardements, einkaufen zu gehen.
Jemanden zu verstehen, bedeutet also mehr als nur die Worte des anderen zu verstehen, sondern darüber hinaus, das Erleben des anderen dahinter zu erfassen. Im NLP wird dazu das Meta-Modell der Sprache verwendet.
Wenn wir anfangen sprechen zu lernen, ordnen wir unserem Erleben Laute zu, die wir in unserer Umgebung wahrnehmen. So sagt Dein kleiner Liebling Worte wie Mama, Papa oder WauWau. Mit Mama verbindet ein Kind anfangs aber nicht nur die eigene Mutter, sondern in erster Linie das Erleben, welches er mit diesem Wort verbindet und selber erfahren hat. Dazu gehört z.B. die Wärme körperlicher Nähe, das vertraute Gefühl, dass der eigene Hunger gestillt wird und die Erwartung geschützt zu werden, vor allem, was Angst auslöst. An dieser Stelle ein Trost für alle jungen Väter, die immer noch Mama genannt werden: Sei nicht enttäuscht, Dein Kind erlebt schlichtweg Deine „mütterlichen Qualitäten“ und liebt Dich genauso dafür, wie es auch die eigene Mutter dafür liebt.
Das gesprochen Wort hat also eine Oberflächenstruktur (Mama = Mutter des Kindes), die weitgehend objektiv ist und eine Tiefenstruktur (Mama = Wärme etc.), die subjektives Erleben ausdrückt. Wenn wir Sätze, die nicht unserem eigenen Erleben entwachsen sind, von anderen Menschen übernehmen, übernehmen wir auch ihre Glaubenssätze und ihr Modell von der Welt. Dies schränkt uns dabei ein, die Welt auf unsere eigene Art und Weise zu erleben und unser Leben losgelöst von den Erwartungen anderer Menschen selbstbestimmt zu bestreiten.
Unternehme mal folgenden gefahrlosen Selbstversuch:
Achte doch mal darauf, wie oft Dir Sätze mit dem Wort „man“ über die Lippen kommen. Jedes mal, wenn Du wieder mal erzählst, was „man“ macht oder zu lassen hat, gibst Du die Meinung eines anderen Menschen wieder. Dann bist es nicht Du, die dort redet, sondern z.B. die eigenen Eltern, die Gesellschaft oder andere Menschen, die Dich in irgendeiner Art und Weise geprägt haben. Sei Dir dessen bewusst, und wiederhole beim Tappen in die „Man“-Falle noch einmal Deinen Satz, so dass es wirklich Deine Worte sind. Statt fremdbestimmt zu äußern: „Man macht das aber nicht!“ Probiere selbstbestimmt zu sagen: „Ich mache das nicht!“ Dadurch gibst Du ausschließlich Deine Meinung und Überzeugung wieder. Vielleicht merkst Du auch in dem Moment, in dem Du die Verantwortung für den Inhalt dieser Aussage übernimmst, dass Du in Wirklichkeit eine ganz andere Überzeugung hast, die Du bisher nur noch nicht geäußert und nach der Du auch bisher nicht gelebt hast. In diesem Augenblick hast Du Dein eigenes Modell der Welt erweitert und kannst besser entscheiden, was für Dich (und nicht für andere) wirklich wichtig ist im Leben.