„Weihnachten ist eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit. Eine bewusste Entscheidung für das Wesentliche im Leben. Inne halten. Entschleunigung. Mit der Familie, den Freunden oder auch für sich alleine. Ankommen im …..Moment mal! Ich muss noch den Weihnachtsschmuck aus dem Keller holen. Und für Onkel Klaus habe ich immer noch kein Geschenk. Ich muss noch mal in die Stadt fahren…“
So ähnlich geht es zeitweise in unserem Kopf zur Sache. Pflichten scheinen allgegenwärtig und unausweichlich zu sein, doch schon kurzes achtsames Innehalten führt zu der Erkenntnis: Alles was wir tun „müssen“, tun wir (auch) für uns.
Kennst Du das auch?
– Ein „Muss“ ist zumindest kurzfristig häufig die einfachste, schnellste und bequemste Ausrede, wenn ich der Überzeugung bin, dass meine wirklichen Beweggründe zu „erklärungsbedürftig“ sind. Dadurch vermeide ich Rechtfertigung.
Beispiel: „Ich muss länger arbeiten und kann nicht mit ins Kino kommen.“ „Ok.“ vs. „Ich möchte heute nicht mit ins Kino kommen, ich brauche Zeit für mich.“ „Gerade heute? Ach, komm schon!“
– Ein „Muss“ ermöglicht mir, mich und meine Bedürfnisse zu verleugnen. Was nicht sichtbar ist, ist auch nicht angreifbar von außen. Pflicht ist also ein Schutzwall vor Verletzung und Unsicherheit, nach dem Motto: „Wenn ich nicht erwarte, etwas für mich Wichtiges zu bekommen, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden.“
– „Nicht-Müssen“ ist Freiheit und somit eine große Aufgabe. Ein selbstbestimmtes Leben bedeutet Verantwortung, also ein klares Ja oder Nein zu den Fragen des Lebens. Nicht jeder ist bereit ein klare Antwort zu geben. Ein „Muss“ entbindet von der Herausforderung, eigene Entscheidungen zu treffen.
Selbstverantwortlich leben – Übung: Von der Pflicht zu Kür
Doch wir können keine Aufgabe im Leben nachhaltig gut erfüllen, wenn wir im Widerstand sind mit dem, was wir tun. Entscheide Dich. Für ein klares Ja oder Nein. Widerstand ist zwar nicht zwecklos aber nutzlos. Wie beim Strom begrenzt Widerstand auch im Körper den Energiefluss. Freiwilligkeit ist die Voraussetzung für Leichtigkeit und Zufriedenheit im Leben. Es geht nicht darum, dass alles so läuft, wie Du es möchtest. Es geht darum, welche Antwort Du auf die Herausforderungen des Leben gibst.
Übung: Von der Pflicht zur Kür
Sei achtsam, wenn Du das Wort „müssen“ verwendest. Wie fühlt es sich an, eine Pflicht zu erfüllen? Skaliere Dein Erleben auf einer Skala von 1- 10 (1= sehr unangenehm – 10 = sehr angenehm).
1. Schritt:
Ersetze das Wort „müssen“ durch das Wort „möchten“.
Beispiel: „Ich muss noch einkaufen.“ → „Ich möchte noch einkaufen.“
2. Schritt:
Vervollständige innerlich Deine Aussage mit dem Mehrwert, den Du mit Deinem Verhalten verfolgst.
Beispiel: „Ich möchte noch einkaufen, weil es mir wichtig ist, meinen Gästen ein leckeres Essen anzubieten.“
3. Schritt:
Nehme Dir Zeit, die Freiwilligkeit Deiner Entscheidung, Dich so zu verhalten, ganz bewusst wahrzunehmen. Wie fühlt es sich jetzt an? Skaliere Dein Erleben wieder auf einer Skala von 1- 10. (1= sehr unangenehm – 10 = sehr angenehm)
Optional: Wenn Dir auffällt, dass Du einige Dinge tatsächlich gar nicht tun möchtest, vergegenwärtige die daraus folgenden (befürchteten) Konsequenzen.
„Was ist das Schlimmste was passieren kann, wenn ich mich nicht so verhalte?“
Wenn Du mit diesen (möglichen) Folgen sehr gut leben kannst, was in 99% der Situationen der Fall sein dürfte, erlaube Dir auch regelmäßig „Nein“ zu sagen. Lerne eigene Grenzen zu setzen und diese zu halten.
Tipp: Sage jede Woche ganz bewusst einen „Pflichttermin“ ab. Die Erde dreht sich sicherlich auch ohne Dein Erscheinen weiter.
Durch die Wahrnehmungsübung „Von der Pflicht zur Kür“ lernst Du Dich bezogen auf folgende Fragestellungen selber intensiv kennen.
„In welchen Situationen stehe ich nicht zu meinen Bedürfnissen und warum?“
„Was möchte ich wirklich tun? Was nicht?“
„Was ermöglicht mir die Überzeugung, zu etwas verpflichtet zu sein?“