Meditation HindernisseZwei Männer treffen sich auf der Straße.
Der eine fragt den anderen: „Na, wie geht´s?“
Antwortet der andere; „Danke, gut.“
„Und wie geht´s Deinem Sohn? Ist er immer noch arbeitslos?“
„Ja, aber er meditiert jetzt.“
„Meditiert? Was ist das denn?“
„Das weiß ich auch nicht, aber immer noch besser als herumsitzen und nichts tun.“
(aus: Premananda, Das Große Missverständnis)

Wie in der obigen Begegnung treffend und humorig beschrieben, haben viele Menschen bestimmte Vorstellungen über Meditation, die nicht unbedingt dem entsprechen, was sie tatsächlich bedeutet und bewirkt.
Das Sitzen in der Versenkung erweckt häufig einen „komischen“ Eindruck auf Außenstehende. Viel zu gewohnt und verankert ist das ständige Beschäftigt-Sein. Am besten scheint es, gleich mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu unternehmen. Multi-Tasking, mit der Folge eines starken Konzentrations- und Leistungsverlusts. Wer nichts tut, fällt auf.

Doch ist Nichts-Tun gleich zu setzen mit Faulheit? Oder brauchen wir diese Art von Muße nicht sogar essentiell für unsere Gesundheit? Und wenn Meditation so gut ist, was hindert uns daran, sie zu praktizieren?

Auf Autopilot

Im großen Maße entscheiden wir nicht darüber, was wir tun. Wir haben gelernt, einer Arbeit nachzugehen, zu unterscheiden zwischen gut und schlecht, was wichtig und unwichtig ist, wann wir richtig und falsch sind. Wir reagieren auf Stimulationen von außen weitestgehend nur, ohne Bewusstsein für die eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnisse. Meditation fördert unsere Fähigkeit, (wieder) selbstbestimmt zu leben.

Meditation EffekteWoran merke ich, dass ich Meditation gebrauchen kann?

• Du erinnerst Dich nicht mehr daran, wann Du zuletzt grundlos heiter warst.
• Du fühlst Dich als Versager, weil Du Deine Ziele nicht erreicht hast.
• Du ärgerst Dich über Deine Mitmenschen und siehst sie als Grund Deiner Missstimmung.
• Du erlebst die Welt um Dich herum als gefährlichen Ort.
• Du klammerst Dich an Deinen Besitz und kannst schwer loslassen.
• Du schaffst es nicht mit Dir alleine zu sein, jede Ablenkung ist Dir herzlich Willkommen.

MeditationstrainingPositive Effekte der Meditation

Und so wirkt Meditation dabei, zusätzlich zu den bekannten entspannenden körperlichen Begleiterscheinungen, auf Dein Erleben:

• Erkennung automatischer Reaktionen auf Reize von außen. Erlernen von Wahlmöglichkeiten des Verhaltens. Agieren statt Reagieren.

• Die Selbstkonstruktion der Wahrnehmung durch eigene Gedanken entlarven. Du bist, was Du denkst.

• Die begrenzte Sichtweise der eigenen Ich-Perspektive zugunsten eines Verbunden-Seins mit allen anderen Lebewesen erweitern.

• Gleichmut entwickeln, Situationen wieder als reine Erfahrung erleben, ohne Bewertung durch die klassischen Unterscheidungen: gut-schlecht oder richtig-falsch

Hindernisse der MeditationDie fünf Hindernisse der Meditation

Trotz dieser vielen positiven Effekte hat, gibt es insbesondere fünf Hindernisse, die uns den Zugang zur Meditation erschweren. Es sind ausschließlich Gewohnheiten, die wir mit einiger Übung ändern bzw. akzeptieren lernen können, um die Wirkung der Meditation in vollen Zügen zu genießen.

1. Verlangen
Sobald Du Deinen Geist versuchst zur Ruhe zu bringen, erscheinen jede Menge unerfüllte Bedürfnisse im Wahrnehmungsbereich. Der Verstand ist ausgerichtet auf Sinnesbefriedigung und drängt darauf, materiell wie auch emotional, Stabilität und Sicherheit zu erlangen. Wünsche und Phantasien tauchen aus diesem Grund in jeder Meditation auf. Thematisch geht es beispielsweise häufig um Essen, Trinken und Besitz. Auch in einem bewussten Leben sollen diese Bedürfnisse natürlich berücksichtigt werden, doch lässt sich durch die Meditation wieder ein rechtes Maß finden. Wir brauchen nicht so viel, wie unser Verstand uns glauben lässt. Und das können wir (erst) selber feststellen, wenn wir unsere Gedanken und unsere (automatischen) Reaktionen darauf beobachten.

2. Abneigung
Der Verstand möchte sich vor unliebsamen Erfahrungen schützen. Mit fortgeschrittener Meditations-Übung erkennen wir, dass die Unterscheidung in gut und schlecht eine reine Konstruktion des Verstandes ist. Eine Erfahrung wird erst durch unsere gedankliche Bewertung zum Problem. Die Fähigkeit, wertfrei zu beobachten, ist der Schlüssel der Meditation. Sobald wir bei der Wahrnehmung auf unsere Vorstellungen und Interpretationen verzichten, (er-) leben wir immer mehr und mehr intensive innere Ruhe. Der Geist wird still.
Meditation sorgt nach und nach für eine liebevolle Hinwendung zu allen Aspekten des Lebens und wir verringern unsere erlernte abgeneigte Haltung gegenüber bestimmten Erfahrungen. Insbesondere die Wahrnehmung der eigenen Gefühle passiert dann wieder unterschiedslos. Es gibt von dem Moment an keine guten und schlechten Emotionen mehr, sondern jedes Gefühl ist wichtig und erfährt unsere bewusste Aufmerksamkeit.

3. Lethargie
Viele Menschen schildern ihre ersten Meditationserfahrungen mit dem Erleben starker Müdigkeit und Demotivation. Das bewusste Nichts-Tun ist nicht schwierig aber ungewohnt. Unser Verstand reagiert darauf bei den ersten Übungen mit Langeweile. Es ist wichtig, diese Tendenz zum Ermüden zu beobachten und die Meditation weiter achtsam durchzuführen. Der Geist wird mit der Zeit erlernen, mit weniger Sinnesreizen umzugehen und als Meditierender erleben wir nach und nach die Vielfalt und Intensität einfacher Erfahrungen.

4. Ruhelosigkeit
Die „Werkseinstellung“ des Geistes ist Frieden. Der Verstand sorgt mit seinen bis zu 60.000 Gedanken täglich für Unruhe. Ein Ozean kann noch so aufbrausend sein, in der Tiefe herrscht Ruhe.
Die Meditation hilft uns dabei, von der Oberfläche der Wahrnehmung hin zu einem stabilen und friedvollen Ort der Betrachtung zu kommen. Wir halten nicht die Gedanken an, sondern können sie beobachten, wie sie kommen und gehen, ohne anzuhaften und ohne uns mit ihnen zu identifizieren.
Meditation kann auch mit einem Balanceakt auf einem Seil verglichen werden. Es kommt immer wieder vor, dass der Meditierende an einem Gedanken festhält und von der Beobachter-Position „abstürzt“. Das passiert natürlicherweise auch sehr erfahrenen Meditierenden. Es geht dann darum, immer wieder zurück zum Atem kommen und die „Wellen des Geistes“ zu akzeptieren. Also wieder rauf aufs Seil!

5. Zweifel
Das größte Hindernis bei der Meditation ist der Zweifel an den eigenen Fähig- und Möglichkeiten.
Viele Menschen sind fest davon überzeugt, nicht dafür geeignet zu sein. Sie empfinden sich als zu unruhig oder körperlich beeinträchtigt. Es gibt viele Arten der Meditation und jeder der die Absicht hat, zu meditieren, findet auch eine passende Vorgehensweise. Von außen betrachtet wirken meditationserfahrene Menschen häufig besonders ausgeglichen und harmonisch und es kann der Eindruck entstehen, dass diese Ausstrahlung schon immer da war, sozusagen als genetische Anlage. Doch jeder fortgeschrittene Meditierende ist bei der Übung mit den gleichen Hindernissen konfrontiert wie ein Beginner. Verlangen, Abneigung, Lethargie, Ruhelosigkeit wie auch Zweifel sind allgegenwärtig. Allein der Umgang damit macht den Unterschied. Erfahrene Meditierende akzeptieren die Existenz dieser Hindernisse und lernen sie wertfrei zu beobachten. Beginner glauben zunächst, sie abstellen zu müssen, um „richtig“ zu meditieren. Es ist also häufig nur ein Missverständnis, das viele Menschen davon abhält, sich bewusst für die Übung der Meditation zu entscheiden.