nlp_dracheDer Goldfisch kann bis zu 35 cm groß werden. Doch diese meist als Zierfische anzutreffenden Gesellen fristen oft ein eingeschränktes Dasein in einem kleinen Aquarium oder einem dekorativen Wasserglas, wo sie angepasst an die Ihnen gegebenen Bedingungen sich nicht annähernd zu dem entwickeln können, was für sie möglich ist. Kümmerwuchs ist die Folge.

Auch wir Menschen können nicht zu voller Größe erwachsen, wenn wir uns nicht von selbst- und fremdauferlegten Grenzen befreien.

Doch im Gegenteil zu dem Goldfisch ist es unsere Entscheidung, ob wir uns damit einfach nur abfinden oder stattdessen den Sprung in ein selbstverantwortliches Leben wagen.

Es gilt nach allgemeiner Auffassung, dass Menschen sich nur verändern, wenn Ihnen eine entsprechende Belohnung garantiert ist oder der Leidensdruck der jetzigen Situation einfach untragbar groß geworden ist.

Diese Sichtweise verschließt sich eines bedeutenden dritten Szenarios, nämlich jenes, indem ein Mensch sich verändert bzw. seinen eigenen Weg geht, weil er eine innere (intrinsische) Motivation verspürt, unabhängig von Belohnung und Strafe, die ihn vorantreibt, seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen entsprechend zu handeln.

Eine innere Kraft, ein Flow-Gefühl, dass für sich Richtige zu tun.

 

So wie bei Diogenes:

Eines Tages saß Diogenes auf der Schwelle irgendeines Hauses und aß einen Teller Linsen. In ganz Athen gab es kein billigeres Essen als dieses Linsengericht. Anders gesagt, einen Teller Linsen zu essen bedeutete, dass man sich in einer äußerst prekären Situation befand.

Ein Minister des Kaisers sagte zu ihm: „Wie bedauerlich für Dich, Diogenes! Wenn du lernen würdest, etwas unterwürfiger zu sein und dem Kaiser ein bisschen mehr zu schmeicheln, müsstest du nicht so viele Linsen essen.“

Diogenes hörte auf zu essen, hob den Blick, sah den wohlhabenden Gesprächspartner fest an und antwortete: „Bedauerlich für dich, Bruder. Wenn du lernen würdest, ein paar Linsen zu essen, müsstest du nicht so unterwürfig sein und dem Kaiser schmeicheln.

(Jorge Bucay)

 

Herzlicher Gruß!

 

Michael Maleschka
-Institutsleiter-